Mixing: Kick und Bass – Tricks für einen transparenten Hip-Hop-Mix
Beim Mixing entscheiden beim Hip-Hop hauptsächlich Kick und Bass über Erfolg oder Niederlage des Mixes. Beide Elemente befinden sich im Panorama mittig und kämpfen im tiefen Frequenzbereich um die Aufmerksamkeit der Hörer. Das kann zu Frequenzbrei führen. Ich möchte euch ein paar Tricks zeigen, wie die meisten Mixing-Probleme gelöst werden können. Da jeder Song individuell ist, gibt es kein allgemeingültiges Konzept, um Kick und Bass in den Griff zu bekommen. Wenn man jedoch die folgenden Techniken richtig anwendet, sollte in den meisten Fällen ein transparenter Mix resultieren.
Vor dem Mixing ist nach dem Mixing
Sind schon vor dem eigentlichen Mixing-Prozess grobe Unstimmigkeiten im Klang zu erkennen, macht es häufig Sinn die Sounds oder Samples zu wechseln, anstatt den Kampf erst beim Mixing zu beginnen. Ist beispielsweise die Kick zu dünn, könnte eventuell eine andere Kick aus der Sample-Library besser passen bzw. die vorhandene Kick ergänzen. Man sollte sich also nicht stundenlang mit dem falschen Ausgangsmaterial rumärgern. Einige Produzenten verzichten sogar ganz auf den gleichzeitigen Einsatz von Bass und Kick in Ihren Songs. Auch dieser Schritt im Arrangement vermeidet spätere Konflikte. Es ist auf jeden Fall ratsam, sich vor dem eigentlichen Mixing zu entscheiden, ob Kick oder Bass im Sub-Bereich die Hauptrolle spielen soll. Geht es dann beim Mixen ins Eingemachte, existieren grundsätzlich zwei Stellschrauben zur Optimierung: die Frequenz-Verteilung und die Dynamik.
Jedes Instrument braucht sein „Zu Hause“ im Mix (Frequenzverteilung)
Für einen transparenten Mix muss jedes Element seinen festen Platz im Frequenz-Spektrum haben. Um dieses Ziel zu erreichen, wird oft ein Equalizer verwendet. Hierbei sollten störende und für den Mix unnötige Frequenzen herausgefiltert werden.
1. Damit andere Instrumente keinen Einfluss auf den Tieffrequenzbereich haben, filtert zu erst auf allen Spuren (außer bei Kick und Bass) die Frequenzen unterhalb von 80-100 Hz raus.
2. Bei Kick und Bass könnt ihr mit ruhigem Gewissen alle Frequenzen oberhalb von 10 KHz absenken.
3. Nun kann man beim Equalizer mit einer spitzen Anhebung von beispielsweise 10 dB und einem schmalen Frequenzbereich (hoher Q-Wert) das Spektrum nach störenden Frequenzen absuchen und die betroffenen Stellen absenken (Achtung: sehr spitze Frequenzen können eure Boxen beschädigen, hört nicht zu laut ab).
4. Testet eurer Equalizing in dem Ihr die Kick solo abhört und den Bass zuschaltet. Verändert sich der Klang der beiden Elemente mit der hinzukommenden Spur? Dann seit Ihr noch nicht am Ziel.
5. Oft ist es hilfreich, den Bass unter 100 Hz auszudünnen, um Platz für die Kick zu schaffen. Als Gegenzug kann man die Harmonie-Frequenzen (Harmonics) des Basses in den Mitten etwas anheben. Das wird dafür sorgen, dass der Bass auch auf iPads, kleinen Radios oder Handylautsprechern gut zu hören ist.
6. Der Klang der Einzelspuren ist unwichtig, der Mix zählt! Lasst euch beispielsweise nicht davon irritieren, dass euer Jazz-Sample mit den ursprünglichen Bassfrequenzen besser klingt. Der Bassbereich eures Mixs wird es euch danken, wenn Ihr das Sample frequenztechnisch einschränkt. Die Beatlegende DJ Premier von Gangstarr spielt häufig den Bassbereich seiner Samples mit einer eigenen Spur nach und filtert die ursprünglichen Bassfrequenzen des Samples raus.
Manchmal reicht es nicht aus, Kick und Bass mit einem Kompressor zu bestücken (Dynamik)
Wenn der Einsatz von Equalizern nicht reicht, um Kick und Bass in den Griff zu bekommen, kann die „Sidechain Kompression“ hilfreich sein. Bei der Sidechain Kompression bekommt der Kompressor ein beliebiges Seitensignal und reagiert nur dann, wenn das Signal beim Kompressor ankommt. In unserem Anwendungsfall würden wir die Kick als Signal für die Kompression des Basses nutzen. So arbeitet der Kompressor ausschließlich beim Ertönen der Kick auf den Bass. Gerade bei sehr langen Basstönen, wo die Bassnoten über ein oder mehrere Takte gehen, hilft es, im richtigen Moment die Kick herauszukristallisieren. Es ist auch möglich Signale für die Sidechain zu verwenden, die nicht hörbar sind und nur der Kompression dienen.
Wie man Sidechain-Kompression mit seiner Audiosoftware umsetzen kann, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Hier ein kleiner Einblick für die Propellerhead Reason User
1. Wechselt mit der Tab-Taste auf die Rückansicht eures Racks.
2. Verbindet den Insert Fx to Device eurer Kick mit den Dynamics Sidechain Inputs eures Basses. Das blaue „Key“-Symbol sollte bei der Front und Rückansicht aufleuchten.
3. Nun könnt ihr in der Mixer-Ansicht den Kompressor aktivieren und die Parameter einstellen.
Ein kleines VIdeotutorial dazu findet Ihr von Alkota Beats unter folgendem Link: https://www.youtube.com/watch?v=sS9i5vuanS0
Wenn ihr der Meinung seid, dass euer Mix fürs Erste fertig ist, solltet Ihr die Ergebnisse mit euren Referenz-CDs vergleichen und auf so vielen verschiedenen Lautsprechern wie möglich Probe hören. Welche weiteren Tricks für das Mixing von Kick und Bass habt ihr? Verwendet Ihr evtl. Multibandkompression?